Pino

Herausforderung

Immer schneller schmelzende Gletscher, zunehmende Extremwetterereignisse, Korallensterben und Plastik in Trinkwasser und Ozeanen sind nur die neuesten Anzeichen dafür, dass beim Umgang des Menschen mit der Natur einiges im Argen liegt. Heute erleben wir schneller als je zuvor, wie menschliches Handeln die Lebensgrundlage für Tiere, Pflanzen und damit auch die des Menschen zerstört.

Schon Viktor Papanek hat festgestellt, dass wenige Berufsfelder schädlicher sind, als Industriedesign. Und auch laut Babette Porcelijn sind die Produkte und Dinge, die wir konsumieren, für die meisten Schäden an der Umwelt verantwortlich – noch vor Fleischkonsum und Mobilität. Unsere auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftsform hat eine unglaubliche Produktionsmaschinerie hervorgebracht, die jährlich mehr Ressourcen verbraucht, als unser Planet zur Verfügung stellen kann.

Mit welchen Methoden, welchen Mitteln und welchen Geschäftsmodellen können Designer ökologisch verantwortungsvoll arbeiten?

Das Studium im ökosozialen Design habe ich gewählt, um der Antwort auf die Frage – wie ich als Designer zu einer nachhaltigeren Welt beitragen kann  näher zu kommen.

Für meine Masterarbeit habe ich mir die Frage gestellt, wie Produkte und Güter gestaltet sein müssen, damit ihre schädliche Wirkung durch Ressourcen- und Energieverbrauch, aber auch durch Transport, Abfälle und Reboundeffekte minimiert werden können.

Lösungen

Das Untersuchen von Öko-Design-Strategien zeigt viele mögliche Wege auf, den Impact von Konsumgütern zu reduzieren. Ein sehr wichtiges Ziel ist hierbei die Kreislaufwirtschaft. Nach dem Vorbild der Natur sind die Überreste eines ersten Schrittes der Ausgangsstoff eines Nächsten. Damit werden alle Stoffe im Kreislauf gehalten, ohne dass Abfälle entstehen. 
Eine weitere wichtige Säule der Nachhaltigkeit sind regionale Kreisläufe. Hier bleiben Geldströme aber auch Güter, Werkstoffe und Arbeitsplätze in der Region und können weniger leicht von außen abgeschöpft werden. Ein weiteres großes Potential lässt sich entfalten, wenn die Lebensdauer von Produkten verlängert wird. Ein Produkt, das lange benutzt wird, muss nicht ersetzt werden. 

Das Konzept Pino bündelt diese Ansätze und ist somit ein besonders langlebiges mechanisches Küchenwerkzeug, das regional hergestellt wird. Die Rohstoffe sind dabei ebenfalls aus der Region oder aus bestehenden Stoffkreisläufen entnommen.

Gestaltung

Ein Küchengerät, das sich durch Multifunktionalität und extreme Langlebigkeit auszeichnet, hat das Potential viele andere Geräte überflüssig zu machen.

Um die unterschiedlichen Aufgaben in der Küche zu erledigen, sind verschiedene Drehzahlen notwendig. Pino wandelt also die Kraft der Hand mithilfe von drei Gängen in sehr kräftige bzw. sehr schnelle Umdrehungen um. Verschiedene Werkzeuge zum Aufstecken ermöglichen es, allerlei Aufgaben im Handumdrehen zu erledigen.

Zeitloses Design

Das Gehäuse will auf den nachhaltigen Charakter von Pino hinweisen und ist aus dem Werkstoff hergestellt, der sofort Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht wird – Holz. Da über lange Zeiträume der Geschmack der Menschen ändert, soll die Gestaltung des Gehäuses besonders zeitlos sein. Dennoch sind die Holzteile des Gehäuses austauschbar, um sich nach vielen Jahren an den neuen Geschmack anzupassen, oder um nach vielen Jahren des Gebrauchs wie neu zu erscheinen.

Um eine lange Lebensdauer zu erzielen ist Pino außerdem sehr robust aufgebaut. Der Standfuß ist aus gegossenem Stahl, die innere Konstruktion besteht aus Stahlblech.

Funktionalität

Je nach Aufgabe können verschiedene Werkzeuge angetrieben werden. Der Drehzahlbereich von 50 bis 1000 Umdrehungen pro Minute deckt eine Vielzahl an Geräten ab. Ob mahlen, rühren, mixen, quetschen, hächseln, hobeln, quirlen oder raspeln, es gibt wenige Aufgaben, die Pino nicht im Handumdrehen erledigen kann.

Finaler Prototyp

Am Ende der Thesis sollte nicht nur ein Computermodell stehen, sondern eine voll funktionsfähige Maschine. Daher sind die technischen Komponenten von Pino zunächst so konstruiert, dass sie in den Werkstätten der Universität Bozen hergestellt werden können. Der Rahmen besteht aus gelaserten Blechteilen, welche die Kugellager, Wellen und Zahnräder aufnehmen. Für das Gehäuse mussten zunächst Furniere zu Formholz gepresst werden, das im Anschluss mit einer 5-Achsen CNC-Fräse ausgeschnitten wurde. Allein der Standfuß besteht nicht aus authentischem Material wie Gusseisen, sondern aus gefrästem Uriolschaum.

Resonanz

Masterthesis

(Freie Universität Bozen)

design: unibz.it | manuel immler

# Eco Design
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